Schlafwandeln oder Parasomnie = im Schlaf auftretende Schlafstörung, die Erwachsene und Kinder beiderlei Geschlechts betreffen kann. Das Hauptmerkmal ist die Fähigkeit, motorische Aktivitäten, auch komplexe, im Schlaf auszuführen.
Diese unerwünschte Verhaltensweise wirft viele Fragen auf: Darf ich eine/n Schlafwandler/in aufwecken, erinnern sie sich an das, was sie während des Schlafwandelns erleben, oder was kann ich tun, um gegebenenfalls zu helfen?
Wir möchten ein paar Antworten geben.
Normalerweise tritt das Schlafwandeln außerhalb der REM-Phasen auf, typischerweise in den ersten 2-3 Stunden des Schlafs, wobei das Schlafwandeln dann nicht länger als 15 Minuten andauert und mit der Rückkehr in den normalen Schlaf endet. Wenn allerdings diese Anfälle länger andauern oder auch speziell bei Erwachsenen immer wieder auftreten, ist es wahrscheinlicher, dass es sich um ein ernstes Problem handelt, das schnell behandelt werden sollte.
Das Hauptrisiko besteht darin, sich unbeabsichtigt selbst zu verletzen, da man während des Schlafwandelns weder bei Bewusstsein noch im eigentlichen Sinn für sein Handeln verantwortlich ist. Die überwiegende Mehrheit der Menschen mit Parasomnie kann sich nämlich überhaupt nicht daran erinnern, was sie während einer Schlafwandelperiode getan haben.
Schlafwandeln tritt am häufigsten bei Kindern im Alter zwischen 5 und 12 Jahren auf und verschwindet allmählich mit dem Eintritt in die Pubertät. Die Wissenschaft begründet diesen Höhepunkt im jungen Alter mit der Verarbeitung der ersten emotionalen Spannungen, die für dieses Alter typisch sind.
Wenn diese Schlafstörung auch im Erwachsenenalter auftritt, kann dies verschiedene und auch schwerwiegendere Ursachen haben.
Das können zum Beispiel sein:
GENETISCHE FAKTOREN
Wie so oft ist auch das Schlafwandeln von einer genetischen Veranlagung abhängig. Wer mindestens ein Familienmitglied hat, das diese Art von Verhaltensweise entwickelt hat, ist anfälliger für diese Schlafstörung.
EMOTIONALE FAKTOREN
In Zeiten großen Stresses, wie z. B. ein Umzug, der Verlust oder Wechsel des Arbeitsplatzes, schwere gesundheitliche Probleme oder der Verlust eines geliebten Menschen, wirken sich stark auf unsere Psyche aus und können zur Manifestation von Parasomnie-Verhaltensweisen führen.
MEDIZINISCHE FAKTOREN
Infektionen oder hohes Fieber, das uns dazu veranlasst, mehr Zeit im Bett zu verbringen und mehr zu schlafen, können unsere Schlafroutine stören und das Auftreten von Schlafwandeln begünstigen.
UMWELTFAKTOREN
Schlafmangel oder schlechte Schlafqualität verschlechtern unser Wohlbefinden und begünstigen das Auftreten von Schlafwandeln. Alte oder unbequeme Matratzen können mehr Probleme verursachen, als wir es uns vorstellen können.
Wie wir sehen, ist Schlafwandeln selbst oft ein Symptom für körperliches oder psychisches Unbehagen. Außerdem handelt es sich in der Regel um ein recht offensichtliches Problem, das unter normalen Umständen schnell und leicht erkannt und behandelt werden kann.
Damit soll das Problem jedoch nicht unterschätzt werden – auch, weil es in manchen Fällen schwierig sein kann, sofort zu erkennen, dass man es mit einem Schlafwandler zu tun hat. Oft halten diese Menschen ihre Augen offen, interagieren mit ihrer Umgebung und können sogar auf direkte Fragen antworten.
In einigen Fällen kann diese Störung dann auch mit spezifischen Symptomen einhergehen, wie z. B. nächtliches Bettnässen.
Normalerweise äußert sich das Schlafwandeln durch diese typischen Handlungen:
- Aus dem Bett aufstehen und umherlaufen
- Flüstern von unbewussten Sätzen
- Einschalten des Lichts und Verrichtung alltäglicher Handlungen, wie Essen oder Händewaschen
Treffen Sie auf eine/n Schlafwandler/In, versuchen Sie am besten, die Person nicht zu wecken, um den Schock einer plötzlichen Situationsveränderung zu vermeiden, die kurzzeitig verwirrend sein könnte. Stattdessen sollten Sie versuchen, den die schlafwandelnde Person sanft zurück ins Bett zu begleiten, damit eine Rückkehr zum normalen Schlaf erfolgen kann.
Da es sich beim Schlafwandeln nicht um eine Krankheit oder ein Leiden im eigentlichen Sinne handelt, sondern fast immer um ein Symptom eines psychischen Problems, besteht die Behandlung dieser Verhaltensweise häufig darin, die Quelle des Stresses zu ermitteln und zu beseitigen. Alkohol- und Drogenkonsum können ebenfalls zum Auftreten von Schlafwandeln beitragen, aber im Allgemeinen konzentriert sich die Therapie auf die Verbesserung der Lebens- und Schlafbedingungen.
Daher ist es wichtig, zum einen den möglichen Grund bzw. Stressfaktor im Alltag zu finden, der das Schlafwandeln begünstigt. Zum anderen sollte das Schlafzimmer als Wohlfühloase gesehen, der eigene Schlaf-Wach-Rhythmus nicht verändert und eine normale Schlafroutine so weit wie möglich beibehalten werden.
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